Projektdaten
Auftraggeber: BPD Immobilienentwicklung GmbH
Gesamtgebiet: 14.100 m²
Wohnfläche: ca. 14.000 m²
Wohneinheiten: 155
Kindertagesstätte: 2 Gruppen und eine Krippe
Planungszeitraum: 2016-2022
Baugrunderkundung, Baufeldfreimachung: 2019-2020
Bebauungsplanverfahren: 2016-2019
Herstellung Hochwasserschutz: Januar bis Juli 2021
Fertigstellung: Juni 2025









Beschreibung
Der Betrieb der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Stuttgarter Straße in Nürtingen wurde im Frühjahr 2017 aufgegeben. Das Grundstück mit ca. 14.100 m² stand damit für eine städtebauliche Neuordnung zur Verfügung und ist durch die Nähe zur Innenstadt sowie die direkte Lage am Neckar als besonders wertvolle Fläche für eine qualitätsvolle Innenentwicklung anzusehen.
Eine besondere Herausforderung – und zugleich ein architektonisches Highlight des neuen Quartiers – stellt das zentral gelegene, denkmalgeschützte alte Siechenhaus dar.
Dieses wurde im Zuge der Gesamtmaßnahme sorgfältig saniert und zu einer modernen Kindertagesstätte umgebaut.
Das neue Ensemble umfasst zehn Wohngebäude mit rund 155 Wohneinheiten. Die Planung und Umsetzung des Projekts erforderte komplexe Leistungen in den Bereichen Hochwasserschutz, Natur- und Artenschutz sowie Denkmalschutz. Durch die enge Verzahnung dieser Anforderungen entstand ein nachhaltiges und lebenswertes Quartier, das sowohl städtebaulich als auch ökologisch überzeugt.

Leistungen Baufeldfreimachung:
- Ingenieur- und Planungsleistungen zu Rückbau und Flächenherrichtung
- Bausubstanzbeprobung
- Erstellung Schadstoffkataster, Rückbau- und Entsorgungskonzept
- Erstellung Rückbauantrag
- Erstellung Ausschreibungsunterlagen, Asi-Plan gem. BGR 128
- Mitwirkung bei der Vergabe
- Beratungsleistungen Baugrund
- Untersuchungen Gebäudeschadstoffe
Leistungen Baugrunderkundung:
- Baugrundberatung
- Modellierung des Grundwasseranstroms bei Hochwasser in die offene Baugrube
- Beratung zum Umgang mit Grundwasser in der Baugrube
- Bemessung von Flutungsöffnungen im Rohbau




Das Konzept des neuen Wohnquartiers sieht auf Grund der starken Lärmbelastung an der Stuttgarter Straße eine geschlossene Bebauung vor. Zum Neckar hin öffnet sich das Quartier mit einzelnen Baukörpern und lässt somit Durchblicke zum Neckar auch für die Gebäude an der Stuttgarter Straße und den Innenbereich zu. Die vier unterschiedlichen Haustypen gruppieren sich um die „Grüne Mitte“ mit der historischen Kirche und prägenden Bestandsbäumen. Die beiden nördlichen Dreispänner lehnen sich in der Dimensionierung an das historische Siechenhaus an und erscheinen mit demselben als eigenständiges Ensemble. Dadurch wird das Quartier nach Norden abgeschlossen und mit dem alten Friedhof im Norden verwoben.
Das Siechenhaus wird denkmalgerecht umgebaut und wird zukünftig eine Kindertagesstätte beherbergen.
Die Struktur der drei Punkthäuser am Neckar mit den Durchblicken schafft den Hauptbezug der „Grünen Mitte“ zum Wasser und damit zur historischen Stadt. Die Staffelung und Drehung dieser Häuser bieten für möglichst viele Wohnungen Freiräume und einen Bezug zum Neckar. Das abschließende größere Punkthaus im Osten fungiert als räumlicher Abschluss des dreieckigen mittleren Grünraums und schafft einen markanten Akzent mit hohen Aufenthaltsqualitäten am Neckar. Die lineare, geschlossene Bebauung entlang der Stuttgarter Straße leistet den Schallschutz für die dahinterliegenden Gebäude.


Charakteristisch für den grünen Uferbereich nördlich und südlich des neuen Wohnquartiers sind die vielen stattlichen Bäume, die locker über die weitläufigen Grünflächen verstreut sind. Diese Baumstruktur wird im Quartier durch die Bestandsbäume sowie neue Bäume ergänzt, sodass der Parkcharakter durch das Gelände hindurchfließt. Die privaten Flächen direkt an den Wohngebäuden sind gegenüber den gemeinschaftlichen Flächen angehoben. Die thematisch unterschiedlich gestalteten Grünbereiche werden miteinander verwoben, um die denkmalgeschützte Kapelle entsteht als „Grüne Mitte“ eine parkähnliche Aufenthaltsfläche. Im Bereich der Kapelle und dem Siechenhaus bleiben prägende Bestandsbäume erhalten, zusätzlich werden ca. 40 neue Bäume als Kompensationsmaßnahme gepflanzt.
Dies wurde durch den Bau der Hochwasserschutzanlage und der Tiefgarage notwendig.
Im Süden des Quartiers ist eine baumüberstandene Platzfläche geplant. Dieser Platz wird fußläufig im Westen an die Stuttgarter Straße und im Osten an den Neckarradweg mit einem halböffentlichen Platz angebunden, der sich zum Fluss hin öffnet. Etwa 560 m² der Freianlagen werden als hochwertige Spielflächen für die Kinder der Bewohner ausgestattet. Teile der Spielflächen, die direkt an den öffentlichen Fußweg zwischen Stuttgarter Straße und Platz am Neckar grenzen, sind für alle nutzbar.
Der Bebauungsplan „Am Wasen“ wurde 2016 im beschleunigten Verfahren aufgestellt. Bei der sehr komplexen Durchführung des Verfahrens waren eine Vielzahl von Belangen zu beachten. Neben dem erforderlichen Hochwasserschutz waren u.a. die Themen Verkehr und Verkehrslärm, Luftschadstoffe, Artenschutz, Denkmalschutz, archäologische Bodenfunde, Altlasten, Wasserschutzgebiete etc. abzuarbeiten. Als Voraussetzung für die Umsetzung wurde der Bebauungsplan Ende 2019 vom Gemeinderat zur Satzung beschlossen.



